Seit der ersten Ausgabe des JOURNAL FRANKFURT 1990 ist Detlef Kinsler Musikredakteur unserer Schwesterzeitschrift. Schon davor arbeitete der gebürtige Frankfurter für Stadtmagazine, Tageszeitungen wie die Frankfurter Rundschau (mit eigener Kolumne über die „Szene Frankfurt“) und Musikmagazine wie das Fachblatt und den Musikexpress. Darüber hinaus war er Co-Autor des Lexikons „Rock in Deutschland“ und stellte die Musikedition von Trivial Pursuit zusammen. Er gehörte auch zum Team von „hr1 SchwarzWeiss“ beim Hessischen Rundfunk. Von Anfang an war dabei auch die Kamera ein (fast) ständiger Begleiter. Als „ambitionierter Nebenbeifotograf“ (O-Ton Kinsler) hat er so über die Jahre unzählige Konzerte in Texten und Bildern dokumentiert.
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Frankfurt, Mousonturm, 4.1.2020
Egal mit welchem ihrer vielen Programme die in San Francisco geborene Schweizerin ihr Publikum beglückt, es ist immer extraordinär, amüsant und äußerst unterhaltsam. Mal widmet sie sich Jimi Hendrix, mal dem Blues in all seinen Facetten oder dem Jodler aus unterschiedlichen Kulturen. Am 13. April gibt es die „Stucky Yodels“ live im Bürgerhaus Sprendlingen. Mit ihren Interpretationen macht sie Folklore genießbar. Sie jodelt sich – nicht nur begleitet von ihrem Schwyzerörgeli, diesem Miniatur-Akkordeon, – durch den Abend, sondern wird dem Publikum auf der großen Leinwand auch noch idyllische Bilder von Alpenpanoramen und – weit wichtiger noch – von schnuckeligen Geißen gönnen. Mit denen scheint sie ständig zu kommunizieren. Mit viel Fantasie hört man das Rauschen der Gletscher unter dem Eis und das Meckern der Ziegen während Stucky Glöckchenklänge dazu beisteuert. Der Almöhi lässt grüßen und Heidi ist zurück.
6.10.1986, Cooky’s, Am Salzhaus
Dass wir Vira hier in Lederhosen arbeiten sehen, hatte einen ganz triftigen Grund. An diesem Abend wurde in Frankfurts Kultclub Cooky’s ein Oktoberfest gefeiert. Egal in welchem Outfit: Wenn die Blondine an der Bar arbeitete, war sie die Attraktion auch für alle Rockstars (von Deep Purple bis Rod Stewart), die nach ihrem Konzert in den Keller kamen. „Ich habe von 1975 bis 1987 im Cookys, nicht nur an der Bar, sondern auch als erster weibliche DJ im Rhein-Main-Gebiet gearbeitet. Noch bevor Marusha aktuell war“, erinnert sich Vira gerne an diese Zeit. Schließlich hat sie da auch ihren späteren Mann Rainer kennengelernt. Der ist auch heute immer dabei, wenn DJ Vira zwei Mal im Monat (im März am 9. und 31.3.) in der Brotfabrik zur „minus50plus“-Disco einlädt. Vorproduzierte Musik vom USB-Stick sind bei ihr Tabu. Wie sagte sie einmal im Interview. Nur so tun als ob käme für sie nicht in Frage. „Ich brauche das Haptische, muss das Cover sehen, die Platte auspacken können.“
8.10.1972, Esso Motor Hotel, Jahrhunderthalle
Nach so vielen wunderbaren Posts zu Jeff Beck auf Facebook nach dessen schockierendem Tod habe ich nach einem alten Fotoalbum gegriffen und da Bilder vom 8. Oktober 1972 gefunden, als ich Jeff mit Tim Bogert und Carmine Appice im Esso Motor Hotel im Frankfurter Stadtwald vorm Konzert in der Jahrhunderthalle getroffen habe. Fotografiert habe ich da als junger Bub noch ohne richtige Kamera mit einer – man höre und staune –Kodak Instamatic, auch bekannt durch ihren legendären Würfelblitz. Erstaunlicherweise hat das sogar im Konzert funktioniert, aber auch nur, weil ich direkt am Bühnenrand stand. Ein Thema im Gespräch war ein Vorfall beim Konzert in Hannover. Da störte es Teile des Publikums, dass hinter den Musikern die Landesflaggen ihrer Herkunftsländern aufgehängt waren und BBA sahen sich mit „Go home“-Rufen konfrontiert. Dabei hatten die Musiker keine politische Botschaft im Sinn. Beck wollte eigentlich nur zum Ausdruck bringen, dass er seine britisch-amerikanische Traumbesetzung endlich auf der Bühne versammelt hatte.
23.6.2018, 13. Afrikanisches Kulturfest, Rebstockpark
Dobet Gnahoré muss geahnt haben, dass das „Afrikanische Kulturfest“ in Frankfurt ein entspannter, familiengerechter Ort ist. Denn die ivorische Sängerin, halb Diva, halb Amazone, hatte nicht nur ihren Mann Colin Laroche de Féline als Gitarristen in der Band, sondern auch ihr Töchterlein dabei. Das holte sie, ganz stolze Mutter, auf die Bühne. Da sollte die Kleine natürlich mittanzen. Das tat sie eher schüchtern, denn die fast kriegerisch anmutenden Bewegungsabläufe von Gnahoré in ihrem futuristischen Kostüm in Lederoptik nötigten ihr wohl mächtig Respekt ab. Was treibt die Mama da? Die Wahlfranzösin, 1999 wegen des Bürgerkriegs an der Elfenbeinküste nach Europa übersiedelt, hat ihre Wurzeln nicht vergessen und lässt in keinem Moment den Zweifel aufkommen: „Africa, je t’aime ...“. Auch wenn Puristen ihr aktuelles Klangkonzept, live mit E-Gitarre, Schlagzeug und Elektronik eher minimalistisch umgesetzt, zu poppig klingen mag, ist ihre Performance deshalb keinen Deut weniger authentisch, nur eben keine Folklore.
ca. Frühjahr 1980, Frankfurt, Große Bockenheimer Straße (Fressgass)
„Ich denke es muss 1980 gewesen sein. Die Klamotten hatte ich danach nicht mehr an. Und es war glaube ich nach dem ersten Interview mit Dir in der Kaiserhofstraße.“ Da traf ich Nils Selzer, den Kopf der Strassenjungs für einen Artikel in der rororo-Sachbuch-Reihe „Rock Session“ und für die Fotos gingen wir um die Ecke in die Große Bockenheimer Straße. Schließlich hatte Selzer der Fressgass mit einem bösen Song ein „Denkmal“ gesetzt und gedichtet: „Fressgass für die Reichen mit Bauch, die in einem Laden mehr bezahl‘n als ich im ganzen Monat brauch.“ Die passende Kulisse dafür war die Fassade des Feinkostgeschäfts Plöger. Wie gut, dass es da noch keine Handys gab, denn die Angestellten beäugten unser Tun argwöhnisch und hätten wohl am liebsten alle gleichzeitig die Polizei angerufen.
5.11.1982, Frankfurt, Sinkkasten
Als Peter Hammill, mit seiner 1967 gegründeten Band Van der Graaf Generator einer der Väter (wenn nicht der Vater) des Prog(ressive) Rok, noch regelmäßig im Sinkkasten auftrat, fiel das Ende seiner 1982-er Tournee auf seinen Geburtstag. Da gab es eine feine Marzipantorte vom Clubbesitzer und auch Konzertveranstalter Mike Scheller brachte ein prunkvolles, süßes Backwerk mit. Seine Plattenfirma schenkte ihm eine schöne Box zum Aufbewahren seiner geliebten Fliegen. Auf dem Foto hier trägt er allerdings keine, denn da hatte er es sich nach dem Konzert in der Brönnerstraße schon bequem gemacht. Lustigerweise sitzt er da auf der alten Plüschbank backstage in der selben Pose wie unser guter Herr Geheimrat Goethe. Dichter unter sich.
16.9.1980, Frankfurt, Kaiserstraße
Als Kiss 1980 in der Stadt waren, spielten sie am 13. September ein Open Air auf dem Rebstockgelände und man organisierte kurzerhand eine Autogrammstunde im Main Radio mitten im Bahnhofsviertel. Der Schallplatten-Laden hatte zwei Eingänge, so glaube man, die Fans locker durchschleusen zu können während die Musiker, geschminkt und im vollen Ornat, innen an Tischen saßen, um Platten und Bilder zu signieren. Gerade erst hatten Kiss mit „I Was Made For Lovin’ You“ einen Megahit gelandet, trotzdem hatte man wohl nicht mit einem solchem Ansturm gerechnet. Polizei war sicherheitshalber zur Stelle , denn auf der Kaiserstraße ging für fast zwei Stunden nichts mehr. Wir hatten uns auf den Balkon eines gegenüberliegenden Hauses gerettet und konnten von da mit den Kameras Szenen wie diese einfangen.
9.11.2018, Frankfurt, Brotfabrik
Das sieht nach einem innigen Verhältnis aus. Aber Hannah Epperson liebkost hier nicht ihre Geige, sondern singt über das Mikro im Korpus für einen besonderen Klangeffekt. Mit Violine, Mini Keyboard und Loop-Station wird die Wahl-New Yorkerin zu ihrem eigenen Kammermusik-Ensemble. Über rhythmische Pizzicati, tiefe Basstöne und ausschweifende Melodiebögen schwebt ihr ätherischer Gesang, der das Publikum in der Brotfabrik in fremde Galaxien entführte und verzauberte. Da konnte man ihr hinterher nur Komplimente machen. Als ich ihr dann gleich die Fotos vom Konzert schickte, kam tatsächlich Tags drauf eine liebe Mail zurück. Mit einem herzlichen Dank für die „großzügige, warme und aufrichtige Energie gestern Abend“. Das Gespräch habe ihr wirklich viel bedeutet. Wie schön zu hören, auch dass ihr die Bilder gefielen. „Mach‘s gut, füttere deine Seele weiterhin mit guter Musik, so wie ich es tun werde, und wir werden uns auf der anderen Seite einiger neuer lohnender Abenteuer wiedersehen.“
17.5.1973, Frankfurt, Jahrhunderthalle
Man nennt ihn gerne den Vater des britischen Blues. John Mayall. Als ich ihn das letzte Mal im März 2019 im Colos-saal in Aschaffenburg sah, war er 85 Jahre alt und riss seine Fans mit einem dynamischen Konzert mit. Ihn zu sehen rief auch Erinnerungen wach. An seinem Auftritt mit der Jazz Blues Fusion 1973. Wie so oft hatte ich – gerade mal 17 Jahre alt – die Band vorher am Hotel abgepasst, fuhr mit ihr nach Unterliederbach und marschierte dann mit dem Flügelhorn-Koffer von Trompeter Blue Mitchell unterm Arm mit den Musikern backstage in die Halle. Die Konzertpromoter Horst Lippmann und Fritz Rau begrüßten Mayall & Co. an der Tür und ließen mich – obwohl ich offensichtlich nicht zur Band gehörte – passieren. Rau (rechts im Bild) posierte später sogar mit Mayall für ein Foto für mich. Er glaubte meinen journalistischen Ambitionen. Wenig später beim „German Rock Super Concert“ in der Festhalle brachte er mich mit vielen Musikern dort zusammen. „Damit das was wird mit Dir“, war sein Kommentar. Dafür werde ich dem großen Impresario immer dankbar sein.
5.10.1983, Frankfurt, Alte Oper
Diesmal konnte ich mich nicht entscheiden, deshalb gibt es drei Motive von Peter Gabriel, auch wenn ich von diesem Abend in der Alte Oper eigentlich gar keine Bilder haben sollte. Denn es gab keine Fotoerlaubnis. Immerhin nahm uns niemand die Kameras ab. Man setzte auf Vertrauen, aber als ich dann Gabriel auf der Bühne sah, konnte ich nicht widerstehen. Ich schäme mich ein bißchen dafür. Es war die letzte Möglichkeit, ihn noch mal in vergleichsweise überschaubarem Rahmen zu erleben. Denn 1986 auf der „So“- und 1992 auf der „Us“-Tour musste man schon in die Festhalle pilgern und dort gab es große Produktionen mit viel Bühnenaufbau. Stagediving wäre da gefährlich geworden, das Spiel mit reflektierenden kleinen Spiegeln wäre untergegangen, das Make-up kaum zu erkennen gewesen. Sechs Songs vom vierten Album standen im Mittelpunkt des Konzertes, intensive und atmosphärisch dichte Stücke wie „The Rhythm Of The Heat“, „San Jacinto“ und „Shock The Monkey“.
29.8.2022, Frankfurt, Batschkapp Sommergarten
Wenn man sich auf facebook mit Gruppen wie Ultimate Led Zeppelin konfrontiert sieht, bekommt man von ewig Gestrigen vermittelt, seit den Siebzigern sei keine gute Musik mehr produziert worden. Ausgemachter Blödsinn! Es gibt sensationelle neue Gruppen, nur finden die viel zu wenig mediale Beachtung. Und so spielte das multinationale Berliner Trio Tolyqyn nur vor einer Handvoll Besuchern im Batschkapp Sommergarten. Schade eigentlich. Es war eines der Konzerte der Open-Air-Saison. Mit der Bratsche vor der Brust, die Sänger Roland Satterwhite ohne einen einzigen gestrichenen Ton wie eine westafrikanische Ngoni-Laute spielte, brachte er mit seinen Kollegen Tal Arditi an der Gitarre (er ist mehr Jimmy Page- als Jimi Hendrix-Fan) und Schlagzeuger Péter Somos einen Mix aus (Art-) Rock, Jazz (-Rock), Gnawa-Musik, Highlife und Afrobeat. Einfach genial.
9.8.2016, Frankfurt, Palmengarten
Patti Smith wäre beinahe zu spät zu ihrem eigenen Auftritt beim „Summer in the City“ gekommen. „Ich bin durch den wunderschönen Garten geschlendert. Denn ich liebe Schwäne“, ließ die Sängerin und Autorin ihr Publikum beim ausverkaufen Konzert im Musikpavillon wissen. Während ihre Fans sie als Punk-Ikone verehren und andächtig jedes Wort von ihr aufsaugen, menschelte es bei der damals 69-Jährigen. Da gab es dann auch so manch überraschende Ansage wie: „Das nächste Lied widme ich dem Wiener Schnitzel, das ich vorhin gegessen habe.“ Aber selbst solch profane Aussagen klangen aus dem Mund der New Yorkerin wie Poesie. Ansonsten gab es Evergreens wie „Because The Night“ und „Gloria“ zum Finale, davor überraschende Covers wie Prince’ „When Doves Cry“. Ein echtes Erlebnis!
22.11.1973, Frankfurt, Zoom
Es war the place to play in den frühen Siebzigerjahren. Das Original-Zoom mit Eingang in der Stiftstraße. Hier spielten sie alle, die angesagt oder kurz vor dem Durchbruch waren. Selbst Genesis hatten ihren ersten Deutschland-Auftritt nicht etwa in München, Hamburg oder Berlin, sondern in Frankfurt und im Zoom. Auch die Iren von Thin Lizzy standen noch in ihrer Ur-Besetzung mit v.l.n.r. Brian Downey (Schlagzeug), Phil Lynott (Bass, Gesang) und Eric Bell (Gitarre) auf dem Programm. Es war die „Vagabonds Of The Western World“-Tour, die letzte als Trio. 1979 zog der Sinkkasten in die Räume ein. Als der Ende 2011 wegen Insolvenz schließen musste, feierte das Zoom seine Wiedergeburt. Unter den vielen, die ich mit der Bitte um eine Grußbotschaft an die neuen Betreiber anschrieb, war auch Eric Bell. Er konnte sich wie alle sehr gut an den Club erinnern. Denn der war tatsächlich besonders.
4.11.1982, Frankfurt, Volksbildungsheim
1978 in Birmingham gegründet, veröffentlichten die Dexys Midnights Runners um Sänger Kevin Rowland zwei Jahre später das viel beachtete Album „Searching For The Young Soul Rebels“ und hatten daheim auf der Insel mit „Geno“ gleich einen Nummer 1-Hit. In schwarzen Lederjacken und mit Strickkäppis gaben die Jungs die Soulrebellen und waren mit Bläsersatz on the road. Auf dem zweiten Album „Too-Rye-Ay“ überraschten die Dexys dann mit Streichersound und keltischen Folkmotiven sowie einem krassen Imagewechsel. Mit „Come On Eileen“ konnten sie – diesmal auch in den USA – einen weiteren Riesenhit landen. Als sich im Volksbildungsheim die Möglichkeit bot, vorm Konzert schnell ein paar Bilder von Rowland zu machen, fiel mir der Adler im zweiten Stock als Motiv ein. Das fühlte sich irgendwie folkig an. Was wir zunächst gar nicht merkten: Die 1953 passte bestens ins Bild, denn das ist das Geburtsjahr des Bandleaders.
26.11.1985, Frankfurt, Festhalle
Mit dem Anfang Juni 1985 veröffentlichten Album „The Dream Of The Blue Turtles“ startete Sting seine erfolgreiche Solokarriere und ging – obwohl The Police noch nicht aufgelöst waren – gleich ohne Andy Summer und Stewart Copeland auf Tournee. In Frankfurt spielte er in der ausverkauften Festhalle mit einer hochkarätig besetzten Band aus renommierten Jazz-Solisten, darunter Omar Hakim, Kenny Kirkland und Saxofonist Branford Marsalis. Im cremefarbigen Nadelstreifen-Anzug überraschte Sting mit wilder, vom Ventilator verwehter Mähne und sah dabei ein wenig verwegen aus. Mit dieser Optik wäre er glatt als kleiner Bruder von Klaus Kinski durchgegangen. Zur Überraschung der Fotografen im Graben vor der Bühne beugte er sich während einer Instrumental-Passage zu ihnen herunter, ihn quäle ein heftiger Kopfschmerz und ob denn nicht einer eine Schmerztablette für ihn habe.
23.4.2017, Frankfurt, Brotfabrik
The Rolling Stones geben auch nach dem Tod von Schlagzeuger Charlie Watts unermüdlich Konzerte und kommen auf ihrer „The Sixty Tour“ im Juli auch noch mal nach Deutschland. Ob bei all dem Hype um Mick Jagger und Keith Richards (beide 78) noch jemand im Publikum an den schon 1969 verstorbenen Brian Jones, den wahren Kopf der Band, denkt? Jones war ein Jahr zuvor im Bergdorf Jajouka im Rif, um bei einem Fest die jahrhundertealte Musik der Master Musicians aufzunehmen. Die Platte hat nach wie vor Kultstatus. Bachir Attar (hier im Bild), der das Ensemble seit langem leitet und die Tradition am Leben hält, war vier Jahre alt, als Brian Jones zu Gast in Marokko war. Als der alles durchdringende Klang des Blasinstrumentes Ghaita an diesem Sonntagabend die Brotfabrik erfüllte, wurden Erinnerungen wach, wie ich damit als Jugendlicher meinen Nachbarn den letzten Nerv rauben konnte. Wenn ich damals schon geahnt hätte, dass ich da Weltmusik hörte …
Trance-Formation – Laser In Concert 23.5.1978, Offenbach, Stadthalle
Nachdem Andy Summers 1977 die Gitarre für das „Trance-Formation“-Album eingespielt hatte, brachte er für die nächste Produktion und die geplanten Tourneen seine Bandkumpels Sting und Stewart Copeland bei Eberhard Schoener ins Gespräch. Schoener verliebte sich sofort in Stings „moderne Opern-Stimme“. Als sie in Offenbach gemeinsam auf der Bühne standen – das Bild, darauf auch Saxofonist Olaf Kübler, entstand Backstage in der Stadthalle – war „Outlandos d’Amour“, das Debüt von The Police, noch gar nicht erschienen. Am 17.1.1979 dann in der Jahrhunderthalle durfte das Trio vorneweg schon drei eigene Stücke spielen. Wild und ungestüm vor einem eher esoterisch angehauchten Publikum. Mit dabei eine große Abordnung von CBS Schallplatten, dem deutschen Vertriebspartner von The Police. Deren Reaktion auf meinen Kommentar, gerade die Zukunft des Rock’n’Roll gesehen zu haben, war indes – freundlich ausgedrückt – sehr verhalten. Was folgte ist Geschichte.
15.2.1986, Batschkapp
Mit „Manic Monday“ hatten The Bangles 1986 in ihrer amerikanischen Heimat, in Großbritannien, Österreich und auch bei uns in Deutschland einen Nr.2-Singlehit. Prince hatte der All-Girl-Band das Lied geschrieben, das sie natürlich auch bei ihrem Auftritt in der Batschkapp spielten. Nach dem Soundcheck trafen wir uns zum Interview und machten auch ein paar Bilder im Wintergarten des Clubs. Da wollten die „Kapp“-Aufbauhelfer und Securities an diesem frühen Samstagabend eigentlich ungestört die „Sportschau“ sehen (wer genau hinsieht entdeckt, dass gerade Schiedsrichter Wolf-Dieter Ahlenfelder interviewt wird). Plötzlich gab es auch Unruhe bei den Musikerinnen, denn ihr Manager hatte sich angesagt. Und da schneite kein Geringerer als Miles Copeland plötzlich herein, der auch für die Karriere von The Police verantwortlich zeichnete.
1976 oder 1978, Jahrhunderthalle oder Stadthalle Offenbach
Vor der Pandemie sah man die Band of Friends unter dem Motto „Celebrating Rory’s 25th Anniversary“ im Nachtleben. Vor 27 Jahren ist der geniale irische Blues-Gitarrist im Alter von 47 Jahren nach einer Lebertransplantation verstorben. Zwanzig Jahre spielte Gerry McAvoy Bass in Gallaghers Band. Mit Schlagzeuger Brendan O’Neal hatte er einen weiteren alten Mitstreiter dabei. Zu seiner Überraschung hatte ich ein paar Bilder für ihn, alte Schnappschüsse von der Kodak Instamatic (wer erinnert sich nicht an den Würfelblitz für vier Aufnahmen?!), nachmittags noch eingescannt und bei Rossmann ausgedruckt. Backstage in der Jahrhunderthalle, in trauter Runde am Off day Tags darauf im Continental Hotel am Hauptbahnhof, abends an der Bar des Ur-Zooms beim Besuch des Wild Turkey-Konzertes mit Ex-Jethro Tull-Bassist Glenn Cornick. Mit dabei auch Rorys Bruder Donal. Eine schöne Erinnerung.
6.3.1974, Frankfurt-Bornheim, EMI-Promotionbüro
Noch beim „W-Festival“ ließ sich Suzi Quatro (71) im Mai 2019 von ihren Fans in der Alten Oper feiern. Ein Hauch von Glam Rock wehte mit den Hits „Can The Can“ und „48 Crash“ durch die heiligen Hallen. Bevor Quatro am 6. März 1974 die Stadthalle Offenbach rockte, war sie noch für ein Meet & Greet mit der hiesigen Journaille im Frankfurter EMI-Büro in Bornheim verabredet. Alle warteten auf den Star als die Promoterin meinte, Suzi weile doch schon eine geraume Weile unter uns. Sie hatte sich einfach schüchtern hinter ihrem damaligen Boyfriend und Gitarristen Len Tuckey – doppelt so breit und hoch wie sie – versteckt und wurde so in ihrer ganzen Zartheit zunächst gar nicht wahrgenommen.