
Frankfurt bekommt noch mehr Steakhäuser
Gefühlt jeden Monat macht an einer Ecke ein neues Steakhouse auf, nirgendwo anders in der Republik gibt es mehr pro Einwohner. Jüngst kamen die Ableger der Ketten „The Ash“ und „Miller & Carter“ sowie der Edel-Steak-Tempel „Petite Royal“ hinzu. Kann das nachhaltig sein?
Maredo“ kannte einst jedes Kind; in den 90er Jahren war diese Kette der Inbegriff für ein gutes Steak und eine der bekanntesten Restaurantmarken im Land. Der Absturz dieser Marke ist damit begründet, dass fast alle anderen Lokale es mittlerweile besser machen. Erst kamen die „Block House“-Restaurants aus Hamburg, die trotz ihrer altmodischen Gastronomie heute noch um Lichtjahre moderner wirken als jedes Maredo Konzept. Der Liebling der Frankfurter war und bleibt aber „Buffalo Steakhouse“, dass in zweiter Generation Familien-geführt immer noch das Wohnzimmer vieler Fleisch-Connaisseure ist.
Und dann kam Christian Mook und begründete eine neue Zeitrechnung. Mit seinem „Morton’s Steakhouse“ (heute „M Steakhouse“) hat er den Fleischgenuss in Frankfurt und in der Republik auf ein neues Level gehievt. Auf Jahre hat Jeder, der danach ein Steak-Restaurant eröffnete, versucht, dieses Konzept zu kopieren und nicht wenige sind daran kläglich gescheitert. Fleisch war nicht mehr nur Fleisch; es trug fortan Prädikate wir „Premium“ oder „Dry-Age“ und wir lernten die unterschiedlichsten „Cuts“ kennen. Steaks waren fortan die Droge, die die Banker und Anwälte dieser Stadt brauchten, um den Rubel am Rollen zu halten.
Die nächste Generation brachte handwerklich gut umgesetzte Konzepte wie „Fleischeslust“, „Thai & Turf“ oder „Ojo de Agua“ hervor; die allesamt mit sehr guter Fleisch-Qualität und hohem Service-Level glänzen und zu Recht beliebt sind. Das „VaiVai“ gehört ebenso dazu, auch wenn es per Definition nicht zu den Steakhäusern zählt.
Und jetzt kommt also der Frontalangriff der Restaurant-Ketten; gestartet von „BEEF!“ und gefolgt von „Carter & Miller“, die in UK über 100 Steakhäuser betreiben sowie „The Ash“ von der System-Gastronomie-Legende Kent Hahne, der jüngst in Frankfurt die neunte Filiale in Deutschland eröffnet hat und mit einem 1 000qm großen Restaurant mit großer Bar die Gäste begeistern möchte.
Unabhängig von der hohen Dichte der Steakhäuser und der Frage, ob das alles gut gehen kann, kommt natürlich die Frage auf: ist der Trend in Zeiten der Tierwohl-Diskussion und CO2-Debatten noch zeitgemäß? Wenn ich mich in meinem Freundeskreis umhöre, höre ich oft den Vorsatz, in 2020 weniger und/oder bewusster Fleisch zu essen. Ich bin gespannt, welche Entwicklung das im kommenden Jahr nehmen wird.